§. 71. Das deutsche Reich.
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der Kahle die Herrschaft über Westfrankreich, und Lud-
wig die Herrschaft über Deutschland bekam.
2. Das deutsche Reich und die Vorherr-
schaft der Deutschen in Europa.
§. 71. ^tlit dieser Thcilmig trat Deutschland als eige-
nes Reich auf, das bald an innerlicher Kraft und äußer-
licher Macht die beiden andern karolingischen Reiche über-
ragte.
Mit Ludwig dem Deutschen beginnt
843—911 die Reihe der deutsch - karolingischen Könige,
die noch große Mühe hatten, das neue Reich gegen drei ver-
derbliche Feinde zu schützen: gegen die Normannen, die
von Dänemark und der scandinavischen Halbinsel her, —
gegen die Slaven, die von der Elbe her, und gegen die
Madyaren (spr. Madscharen), die von der Theiß aus
Ungarn her jährlich verheerende Einfälle oft bis in das Herz
von Deutschland machten, so daß, um die Gränzen oder Marken
besser zu vertheidigen zu können, die Könige gar bald die
Herzogsmacht, welche Karl der Große abgeschafft hatte,
wieder aufkommen lassen mußten.
Daher, und weil der letzte Karolinger, Ludwig das
Kind, äußerst schwach war, kam es, daß große Unordnung
in Deutschland einriß, indem einerseits die Herzöge oder Für-
sten die Übermacht an sich rissen und die Königsrechte schmä-
lerten, anderseits das Faustrecht (d. i. die Anwendung ge-
waltsamer Selbsthülfe) auf das verderblichste überhand nahm.
Nach dem Erlöschen des deutsch-karolingischen Geschlechts
wurde Deutschland ein Wahlreich, indem die deut-
schen Volksstämme zusammentraten und
911 Konrad I, Grafen von Ostfranken, zum König wählten.
Weil er aber fühlte, daß die Macht seines Hauses zur Her-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl_der_Große Karl Ludwig Ludwig Konrad_I Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Deutschland Ungarn Deutschland Deutschland Deutschland
§. 63. Das tont. Reich unter August's Nachfolgern. 169
Aber Paulus sollte das Zeugmß von Christo auch in der
Hauptstadt der Welt ablegen. Bei seinem letzten Aufenthalte
zu Jerusalem wurde er auf Veranlassung der ihm aufsässigen
Juden gefangen genommen, nach Cäsarea gebracht und dort
zwei Jahre lang vom Landpfleger F e l i r festgehalten, bis er
vor dem neuen Landpfleger Festus Gebrauch von seinem
römischen Bürgerrechte machte und sich auf den Kaiser berief.
Deßhalb ward er zu Schiffe nach Rom gebracht, wo er wäh-
rend einer zweijährigen leidlichen Gefangenschaft die dort
schon früher entstandene christliche Gemeinde ordnete und be-
festigte; was um so wichtiger war, weil bei dem dortigen
Zusammenflüsse so vieler Menschen aus allen Theilen der
Welt das Christenthum von Rom aus am leichtesten und
weitesten nach allen Theilen hin konnte verbreitet werden.
Still und geräuschlos trat das Christenthum überall in
die Welt ein, und weil es sich Anfangs noch zum Theil an
das Judenthum anlehnte und auch ehemalige Juden in jeder
christlichen Gemeinde zu finden waren, so wurde es von den
außenstehenden Heiden als eine jüdische Secte angesehen und
gleich dem Judenthum entweder mißachtet, oder wenigstens
nicht beachtet. Aber gerade dadurch konnte das Christenthum
in Ruhe zu der Kraft erstarken, die es zu den ihm bald bevor-
stehenden Kämpfen mit der römischen Heidenwelt bedurfte, in
deren geistige Fäulniß und Zersetzung es als ein erneuerndes
und wiederbelebendes Element eingetreten war.
Ä. Das römische Reich unter August's Nachfol-
gern bis Constantin.
I. Von Tiberius bis Domitian.
63. ^is es aber mit der Ausbreitung des Christenthums so
weit kam, hatten sich zu Rom vier Thronwechsel zugetragen,
die alle in des Augustus Familie Statt hatten.
Augustus selbst mußte in seiner letzten Regierungszeit
noch erleben, daß die mit Glück begonnene Eroberung West-
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Extrahierte Personennamen: Christo Cäsarea Festus Constantin Tiberius Domitian Augustus Augustus
§. 65. Sieg des Christenthums über das Heiventbum. 175
312 Constantin der Große diesen seinen Gegner bei Rom
besiegte, und, weil er diesen Sieg dem Zeichen des Kreuzes
znschrieb, den Christen nicht nur freie Religions-
übung, sondern bald auch Staatsbürgerrechte ein-
räumtc.
Eine Zeit lang regierte Constantin gemeinschaftlich
mit Licinius; nachher verschaffte er sich im Kampfe mit
demselben die Alleinherrschaft über das ganze
römische Reich. Er ordnete hierauf dasselbe durch eine
neue Eintheilung, verbesserte die Verwaltung, sicherte die
Gränzen, verlegte seine Residenz aus dein republikanisch und
heidnisch gesinnten Rom nach dem von ihm neu erbauten
Byzanz (das von nun an den Namen C o n st a n t i n o p e l
bekam), weil diese E n t f e r n u n'g von Rom ihm die
D u r ch f ü h r u n g seiner m o n a r ch i s ch e n und ch r i st-
lichen Grundsätze erleichterte, und erhob sodann,
obgleich selbst noch nicht getauft, das Chriftenthum
zur Staatsreligion.
Dadurch bekamen von nun an die Christen die Oberhand;
das Heideuthum dagegen mit seinen Tempeln und Priestern
gerieth in völlige Abnahme und mußte von jetzt an selber die
Unterdrückung, Verachtung und Verfolgung leiden, die cs dem
Christenthum angethan hatte. Dieses aber hatte unterdeß
seinen eigenthümlichen Entwicklungsgang genommen und sich
bestimmter zu einer allgemeinen Kirche ausgebildet.
Da nämlich frühe schon in das Innere der Gemeinden
mancherlei Jrrthümer eingedrungen und Secten daraus ent-
standen waren, so war es zur Erhaltung der Einheit um so
nöthiger geworden, daß sich die Gläubigen eng aneinander
hielten und alle Irrgläubigen aus ihrer Gemeinschaft aus-
schloßen. Nach dem Zeitalter der Apostel bekam in den Ge-
meinden unter den Presbytern Einer allmählig höheres An-
sehen und wurde als Bischof vor den übrigen ausgezeichnet.
Mit der Vermehrung der Glieder und der Verwaltungsge-
schäfte bildete sich der besondere Stand der Geistlichkeit (des
Klerus) mit seinen verschiedenen Abstufungen, und unter ihnen
f
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Apostel
294 §. 99. Frankreichs Übergewicht.
auf Europa wirkte. Bei seinem Bemühen, Frankreich auf
die höchste Stufe feiner Bildung und äußern Wohlstandes
zu heben, war ihm vorzüglich sein Finanzminister C o l b e r t,
— bei seinem Streben, Frankreich zur ersten erobernden
Macht zu machen, sein Kriegsminister Louvois mit einer
großen Zahl tüchtiger Feldherren (Tü renne, Conde,
Catinat, Luxemburg re.) behülflich.
Zuerst bekriegte er 1667 die spanischen Nie-
derlande, um sie an sich zu reißen; aber die Tripel-
allianz (der Dreimächtebund) von England, Holland
und Schweden nöthigte ihn, im Frieden von Aachen
davon abzustehen, und sich mit Lille und eilf andern Gränz-
städten zu begnügen.
Darauf machte er, um sich dafür zu rächen, 1672 ei-
nen Angriff auf Holland, nachdem er sich durch
Geld des Beistandes der Engländer und Schweden versichert
hatte, während Österreich, Spanien und Brandenburg auf
Seite der Holländer waren. Holland rettete sich nur da-
durch, daß es seine Deiche durchstach und Wilhelm Iii
von Oranien zum Feldherrn und nachher zum Statt-
halter erwählte, während der holländische Admiral de Ruy-
ter die Engländer vom Landen abhielt.
Ludwig führte nun den Krieg gegen Holland und dessen
Bundesgenossen theils in den spanischen Nieder-
landen, theils am Rhein (wo die Pfalz von den
Franzosen schrecklich verheert wurde) mit Glück fort, bis er
sich endlich, als er Nachtheile am Rhein erlitt,
1679 zum Frieden von Nymwegen herbeiließ, in welchem
Holland nichts verlor, Frankreich aber die Franche-
Comte und viele niederländische Städte von
Spanien erhielt.
Hierauf machte Ludwig durch die Reunionskam-
mern Ansprüche auf diejenigen Orte, die von allen an
Frankreich abgetretenen Ländern vormals abhängig gewesen
waren, und nahm sie ohne Umstände in Besitz, wobei er
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Extrahierte Personennamen: Louvois Conde Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Europa Frankreich Frankreich Luxemburg England Holland Schweden Aachen Lille Holland Schweden Spanien Brandenburg Holland Holland Rhein Rhein Holland Frankreich Spanien Frankreich